
Der Hunsrück war das Refugium des letzten gesichteten Werwolfs in Deutschland, glaubt man einer amerikanischen Soldaten-Sage. Diese hat sich in Morbach in Rheinland Pfalz im Jahre 1988 zugetragen.
Zu dieser Zeit betrieben die Amerikaner dort die Luftwaffenbasis Hahn. In den umliegenden Wäldern gab es einige gut bewachte Munitionsdepots. Fünf Soldaten machten sich auf dem Weg zu ihrem Posten und kamen dann stets an einem Heiligenhäuschen mit einer geweihten Kerze vorbei. Die Kerze soll eine bösartige Gestalt fernhalten. In der nahegelegenen Kreisstadt Wittlich habe man nämlich einst einen Werwolf getötet. Sollte diese geweihte Kerze jemals erlischen, kehrt der alten Legende nach die Bestie zurück. Die Flamme der Kerzen, die dort aufgestellt werden, mussten jeweils an der Flamme der vorhergehenden Kerze entzündet werden. An diesem Abend aber war die Flamme aus. Einige Soldaten, denen die Legende bekannt war, witzelten noch darüber. In der Nacht kam es dann aber zu einem merkwürdigen Zwischenfall: Sensoren an der Umzäunung des Munitionslagers lösten Alarm aus.
Als die Wachsoldaten die Stelle erreichten, sahen sie eine hundeartige Gestalt, die sich auf die Hinterbeine stellte und über den drei Meter hohen Zaun sprang. Anschließend verschwand das Wesen in der Dunkelheit des Militärgeländes. Der Vorgesetzte der Wachmannschaft rief dem Wesen hinterher, es solle sofort stehen bleiben, da es sich auf amerikanischem Militärgelände befinde und sonst Waffen eingesetzt würden. Kurze Zeit später tauchte das „Ding“ dann wieder auf und rannte direkt auf die Männer zu. Die Soldaten zogen ihre Waffen und drohten sie einzusetzen. Die Gestalt aber machte einen Riesensatz über die Soldaten und den Zaun hinweg und verschwand schließlich in den dunklen Wäldern außerhalb des Militärgeländes.
Kameraden mit Suchhunden kamen zur Verstärkung. Die Hunde aber weigerten sich, diesen Wald zu betreten. Sie sollen den Schwanz eingezogen und sich winselnd auf den Boden einer Waldlichtung gelegt haben.
Die Geschichte wurde von dem amerikanischen Sagenforscher D.L. Ashliman veröffentlicht, der die Geschichte 1997 anonym via Email erhielt. Er begann mit der Recherche und es meldete sich daraufhin einer der damals anwesenden Soldaten, der den Vorfall als wahr bestätigte.
Der deutsche Historiker Matthias Burgard beschäftigt sich in seinem Buch „Das Monster von Morbach“ auch mit diesem mysteriösen Fall. Er kommt zu dem Entschluss, dass trotz anders lautender Behauptungen in englischsprachigen Foren, diese Sage komplett von in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten stammt. Obwohl Werwolfsagen aus dem Hunsrück existieren, hat diese keinerlei Verbindung zu jenen und scheint nur ein Soldatenmärchen zu sein. Aufgrund der Gegebenheiten geht er davon aus, dass das ehemalige Munitionslager von Wenigerath, der heutige Morbacher Energiepark, Schauplatz der Sage ist.
Der amerikanischen Sage liegt folgende Legende zu Grunde: In Wittlich habe man angeblich dem letzten Werwolf auf deutschem Boden den Garaus gemacht. In seiner menschlichen Gestalt soll er Thomas Johannes Baptist Schwytzer geheißen haben. Er war ein Elsässer, der als Soldat in Napoleons Armee diente. Er desertierte bei einem Russlandfeldzug 1812 und wollte zurück in seine Heimat fliehen. Bei Wittlich im Hunsrück überfiel er völlig ausgehungert einen Bauernhof. Er brachte den Gutsherren und dessen Söhne um, die sich ihm in den Weg stellten. Die Bäuerin schrie Schwytzer einen Fluch entgegen: er solle sich bei jedem Vollmond in ein Tier verwandeln. Anschließend schlug er auch ihr den Schädel ein.
Mit Schwytzer ging eine unfassbare Veränderung vor sich. Nach und nach verlor er alle Hemmungen, wurde brutal, plünderte und mordete bestialisch. Selbst das Gesindel, das er um sich geschart hatte, floh vor seiner Bosheit. Man flüsterte sich Gerüchte zu von einem großen Wolf, der wie ein Mensch auf zwei Beinen lief und in Vollmondnächten Mensch und Tier grausam schlachtete.
Als er die Tochter eines ansässigen Bauerns schändete, jagte man Schwytzer, stellte ihn schließlich nahe Morbach. Er wurde getötet und dort begraben, wo heute das Heiligenhäuschen steht. Man entzündete eine geweihte Kerze, die den Geist des mutmaßlichen Werwolfs für immer bannen sollte.