Das historische Spreewalddorf Lehde lässt sich gut zu Fuß, aber besser noch bei einer traditionellen Kahnfahrt erkunden. Dann sieht man nämlich Ecken des Venedig des Spreewaldes, die man sonst gar nicht zu Gesicht bekommen kann.

Mit nur 140 Einwohnern und seiner direkten Lage am Wasser fasziniert Lehde seine Besucher mit einer in Deutschland fast einzigartigen Atmosphäre. Schon Theodor Fontane, der große Dichter und Autor, schwärmte: "Es ist die Lagunenstadt im Taschenformat, ein Venedig, wie es vor 1.500 Jahren gewesen sein mag, als die ersten Fischerfamilien auf seinen Sumpfeilanden Schutz suchten."

Heute hat jedes Wohnhaus nicht etwa wie üblich ein Auto, sondern ein Boot vor der Haustüre. Schon die Kids bekommen das Bootfahren beigebracht. Lehde ist der einzige Ort in Deutschland, wo die Post ausschließlich per Kahn ausgetragen wird.

Auch das Abendessen nimmt den Weg übers Wasser

Ein Heuschober, quasi das Wahrzeichen der Spreewaldkultur. Heuschober wurden damals von den Landwirten gebaut, weil sie in ihren Scheunen und Ställen oft nicht den nötigen Platz für die Menge an Futter hatten, die das Vieh für den Winter benötigte 

Tiere müssen hier keinen Durst leiden

Solche Touristenkahne legen überwiegend in Lübbenau ab. Es gibt sogar welche mit Wein, Candle-Light und Geigenspiel.

Das Dorf liegt im amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben. Die Sorben sind eine westslawische Ethnie, die vorwiegend in der Lausitz im östlichen Deutschland lebt. Das Volk hat eine ausgeprägte eigene Kultur mit eigener Sprache und Tradition. Besonders auffällig sind im Dorf weiterhin die Spreewaldtrachten der Frauen. Straßennamen und Hinweisschilder sind zweisprachig. In keiner weiteren deutschen Region gibt es so etwas.

Der Name dürfte sich vom sorbischen lědo ableiten und bedeutet wüster oder unbebauter Fleck. Ursprünglich war Lehde ausschließlich von Sorben bewohnt. Zunächst wichtigster Erwerbszweig und vermutlich Anlass der Ansiedlung war der Fischfang in den fischreichen, das Ortsgebiet durchziehenden Armen der Spree.

Übrigens: Nicht das Mückenspray vergessen! In den Sommermonaten ist auch Stechmücken Zeit im Spreewald. Die vielen stehenden Gewässer haben die Mücken ganz besonders gern – und ich würde nicht davor warnen, wenn es nicht wirklich schlimm wäre!

Empfehlenswert ist das Freilichtmuseum Lehde: Der Spreewald im Taschenformat. Hier lernt man das Leben im 19 Jh. kennen und kann in sorbische Tracht gekleidete Frauen bei der Arbeit sehen.

Auf einer der historischen Hofanlagen kann man lernen, wie damals ein Spreewaldkahn gebaut wurde.

Man kann die original eingerichteten Stuben, wie man im 19. und 20. Jh. auf dem Lande lebte, begutachten

Auch die Tracht kann man sehen

Auch die Nachbargemeinde Burg/ Spreewald ist eine einzige Touristenattraktion. In Brandenburg hat sie die meisten Ankünfte nach Potsdam zu verzeichnen. Durch das geringe Gefälle hat sich die Spree auch hier zu einem Binnendelta verzweigt. Einige Ortsteile sind Streusiedlungen mit den für die Region typischen reetgedeckten Blockhäusern auf Inseln. Auf dem Foto sieht man die bekannte Töpferei Möbert in Burg.

Ich bin total fasziniert von der sorbischen Kultur und ihren Holzhäusern mit Reetdächern. Diese Ferienwohnung in Burg fande ich besonders gut gepflegt.

Auch Raddusch (Raduš) ist ein Ort im Spreewald. Die Radduscher Buschmühle wurde im Jahr 1777 gebaut und als Öl- und Kornmühle genutzt. In Raddusch war der Anteil der sorbischen Bevölkerung besonders hoch. (In 1884 von 869 Einwohnern 854 Sorben und 15 Deutsche). Obwohl der Anteil auf unter 20% gesunken ist, ist Raddusch noch immer eines der Dörfer mit dem höchsten Anteil an Sorbisch-Sprechern. Straßennamen und Hinweisschilder sind zweisprachig.

Übrigens basiert der Roman „Krabat“ von Otfried Preußler auf der sorbischen Krabat-Sage. Die Handlung spielt genau in dieser Region zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Und wer weiß, vielleicht war ja die Radduscher Buschmühle eben genau jene Mühle. Wer Krabat nicht kennt, dem empfehle ich dringend das Buch zu lesen oder den Film zu schauen.