Ein Ort, wie gemacht, um die Fantasie zu beflügeln.
Auch wenn der Wald, der das Tal des Schlierbachs
säumt, ein wenig lichter geworden sein mag, haftet den Teichen mit ihrem dunklen, unergründlichen Wasser etwas Düster-Romantisches an. Dort, zu Füßen des Heidelberger Schlosses kommt man in eine verwilderte, verzauberte Welt.
Im Schlierbachtal, das unterhalb des Felsenmeers am Königstuhl in Richtung Neckar abfällt, hatte bereits um 1560 Kurfürst Friedrich I ein Jagd- und Lusthaus mit Brunnenanlage und Wasserspielen sowie drei Forellenteichen bauen lassen. Wer hierher kam, dessen Blick fiel auch auf den historischen Wolfsbrunnen. Aber woher stammt die Bezeichnung?

 

Auf dem Hügel bei Heidelberg hauste, bevor das
Schloss entstand in den Überresten einer ehemaligen Kapelle, die weise Jetta in strenger Klausur. Nur selten verließ sie ihre selbst gewählte Eremitage. Jetta soll mit seherischen Fähigkeiten begabt gewesen sein; so manche Ahnung muss sich erfüllt haben, denn viele Menschen kamen zu ihr, um ihr Schicksal vorhersagen zu lassen. Dann sprach Jetta, das Antlitz verborgen, durch ein kleines Fenster zu ihnen. Hin und wieder aber musste sie die Klausur verlassen - im Schutz der Dunkelheit, um niemanden zu begegnen.

 

Eines Abends schlug sie den Weg zum Brunnen nahe
des Dörfchens Schlierbach ein, um Wasser zu holen:
eine Wölfin und ihre Jungen, die, gleichfalls vom Durst geplagt, den gleichen Weg gewählt hatten, bemerkte sie nicht. Die Wölfin, so heißt es, habe ihre Jungen beschützen wollen - und zerriss Jetta. Übel zugerichtet wurde die Seherin gefunden. Es gab keine Rettung mehr für sie.


Seit 1896 erinnert eine Wolfsskulptur an die Vorkommnisse.